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Vor langer, langer Zeit, bevor das Christentum in den Harz gekommen war, brannte auf dem Kalksteinfelsen bei Scharzfeld bei Herzberg in der Nacht immer ein helles Feuer. Es war das Feuer des Crodo, das auf der östlichen Klippe zu Ehren der Ostara als Feuersäule zum Himmel empor stieg. Das leuchtende Feuer und die züngelnden Flammen luden die Menschen der naheliegenden Täler und Berge ein, sich zu versammeln und der Frühlingsgöttin zu huldigen.

Eines Tages kam ein alter Eremit aus fernen Ländern in die Gegend und bemerkte das riesige Feuer. Auch hörte er die Gesänge und stieg langsamen Schrittes den Berg hinauf. Seine Erscheinung erweckte Ehrfurcht und ließ die Menschen verstummen. Da erhob der Alte seine Stimme und begann mit zunehmender Euphorie den Anwesenden das Evangelium zu predigen. Die hörten erst ruhig den eindringlichen Worten des Alten zu, als der aber begann ihre Götter zu schmähen und sie aufforderte, ihre Bildnisse zu zerstören, da entbrannte ihr Zorn. Sie sprangen auf und nötigten den Alten zu schweigen und nicht länger ihre Götter zu verunglimpfen.

Daraufhin hielten sie eine kurze Beratung ab und beschlossen, dass der Gotteslästerer den Tod verdient habe. Sie griffen den alten, wehrlosen Greis und schleppten ihn vom Felsen auf den Platz unterhalb. Dort sollte er seine gerechte Strafe bekommen und getötet werden. Da begann der Alte zum Allmächtigen zu beten und um Mut zu flehen. Trotz seines Alters entwand er einem kräftigen Mann, der neben ihm stand, die Streitaxt.

Die mit beiden Arme empor streckend, schrie er zu den Versammelten: „So gewiss ich mit dieser Axt dieses Erdreich spalte, so gewiss dieses Werkzeug einen Tempel zur Verehrung Gottes aus diesem Felsen schafft, so wahr ist das Evangelium welches ich euch verkündet habe!“
Kaum hatte er diese Worte gesprochen, da hieb er mit zitternden Armen auf das Erdreich. Da rutsche es wie durch Zauberhand in sich zusammen, polternd löste sich auch das Gestein des Felsen und gab eine Höhle frei die der Schein des Feuers erleuchtete.

Da fielen die versammelten von ihrem Götterglauben ab, knieten nieder, um dem neuen Gott Demut zu zeigen. Das Wunder, das der schwache Greis getan hatte machte sie demütig und sie gelobten dem neuen Glauben treu zu sein. Da forderte der Eremit die Menschen auf, mit ihm zum Ufer der Oder zu gehen, wo er sie alle taufte.

So ist aus dieser unterirdischen Höhle, die durch den Axthieb des Missionars freigelegt wurde, eine Kirche entstanden. Und da diese ganz aus Felsen besteht, wurde sie „Steinkirche“ genannt.  


 

 
Sagen, Mythen und Legenden aus dem Harz, Bd. 5
Bernd Sternal (Autor), verschiedene Illustratoren

Dieser Band ist in Vorbereitung!

 
 
 
   

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