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Durch den dichten Wald, über die schier undurchdringlichen Harzberge, kamen Reiter auf stolzen Rossen. Trutzig wilde Gesellen in seltsamer Tracht. Sie erweckten den Anschein, in den Kampf ziehen zu wollen und nicht zum fröhlichen Gastmahl. Gar grimmig schauten sie drein, die Wendenhäuptlinge, die von Markgraf Gero eingeladen waren.

„Und ich sage Euch, traut dem Gero nicht“, sprach der alte Haudegen Tugimar. „König Otto hätte längst in unsere Forderungen eingewilligt. Gero ist es, der uns nicht wohl gesonnen ist. Ich erschlug ihm den Bruder in der Schlacht. Ich mag Geros Brot und Wein nicht. Zum letzten Mal sage ich Euch: Lasst uns umkehren!“. Aber alle schimpften auf Tugimar, unterstellten ihm unredliche Absichten. Da wandte der sein Ross, bot einen letzten Gruß und ritt wieder der Lauenburg zu.

Grafik von Lisa BergAber es wurde weiter gezetert über Tugimar, dessen Bruder auch unter den Häuptlingen war. Der wurde zornig und gelobte jedem, der seinem Bruder Übles nachsagte, bittere Feindschaft. Und er sprach: „Was über und unter der Erde ist, darf auch der Wende fürchten, aber einen Feind von Fleisch und Blut? Nimmermehr!“ Und wie sie so stritten, da waren sie auch schon vor Geros Burg.

Die Wenden wurden von Geros Knechten mit heiterem Willkommen empfangen. Burg und Hof leuchteten im festlichen Glanz, Musikanten und Gaukler sorgten für Frohsinn. Den Pferden wurde Wasser und duftendes Heu gereicht und zufrieden betraten die Wendenfürsten den Festsaal. Speisen und Trank waren köstlich und eifrig kreisten die Krüge um die Becher zu füllen. Das Fest wurde immer fröhlicher und lauter.

Der eine oder andere sank unter den Tisch, desto lustiger lachten und johlten die anderen, bis einige anfingen, den Aufbruch anzumahnen. Gero hatte kurz zuvor den Saal verlassen. Plötzlich stürzte er, gefolgt von schwerbewaffneten Knechten, in den Festsaal zurück.

Erschrocken starrten die Gäste ihnen entgegen, ein kurzes aber entsetzliches Geheul setzte ein. Das Blut der Wenden spritze an Wand und Decke, im Blute wateten die Füße der Mörder bis auch der letzte Gast erschlagen war. Die Flüche der sterbenden Wenden hatte Gero nicht verstanden, nur den Namen Tigumar. Die Sterbeschreie der Wenden begleiteten den Markgrafen auf Schritt und Tritt. Als die Wenden und Slawen von dem schmachvollen Tod ihrer Fürsten erfuhren, zogen sie sich zuerst erschreckt und verbittert zurück. Doch dann verbündeten sie sich mit den Ungarn und überzogen die deutschen Gaue mit Krieg, Zerstörung und Plünderung.

Markgraf Geros Sohn fiel in der ersten dieser Schlachten. Und auch sein zweiter Sohn Sigfried starb an den Wunden, die er sich in diesen Kämpfen zugezogen hatte. Geros Knechte nahmen einige Wenden gefangen, darunter auch einen alten, weißbärtigen Fürsten. Der war stolz und lachte über seine Feinde. Und er rief triumphierend: „Ich schlug Siegfried die Wunde, an der er starb. Dreißig Männer erschlugst du, Gero, und damit, dass ich dir Bruder und Söhne nahm, ist erst ein Zehntel deiner Schuld getilgt worden. Czernebog (böse Gottheit der Slawen) wird’s dir lohnen. Czernebog wird Dich greifen und zermalmen!“.

Aber nicht Czernebog strafte den Markgrafen, sondern dem lieben Gott hatte Geros dreißigfacher Mord nicht gefallen. Er strafte Gero mit Trauer über die getöteten Söhne und den Bruder. Reue über seine Tat ergriff ihn. Er wollte Sühne leisten und stiftete das Kloster Gernrode. Die Witwe seines Sohnes Sigfried wurde erste Äbtissin des Stifts.

Diese Ereignisse liegen über 1000 Jahre zurück. Slawen, Wenden, Sachsen, Franken und Thüringer sind verschmolzen, sind heute ein Volk. Doch bei Vollmond soll noch heute Gero aus seinem Grabe aufstehen und den Ort seiner Schandtat besuchen. Und so wird er es wohl tun, bis zum jüngsten Tag.


gezeichnet von Lisa Berg

 
Sagen, Mythen und Legenden aus dem Harz, Bd. 1
Bernd Sternal (Autor), Lisa Berg (Autor + Zeichnungen)
Sagen, Mythen und Legenden - Band 1Mythen, Sagen und Legenden prägen den Harz wie kaum etwas anderes, wir begegnen ihnen auf Schritt und Tritt. Sie berichten von geschichtlichen Ereignissen oder einfach nur vom Leben der Menschen. Sie entstanden zu Zeiten, wo Schreiben und Lesen Adel und Kirche vorbehalten waren. Darum wurden sie mündlich überliefert, von Generation zu Generation.

Wir haben sie gesammelt, ihnen ein modernes Kleid geschneidert und sie farbig illustriert. Um sie zu erhalten und weiter zu überliefern, denn leider sind Erzählstunden nicht mehr all zu modern. Vielleicht gefallen ihnen ja unsere Harzer „Geschichten“ aus alter Zeit und sie erzählen sie ihren Kindern und Enkeln weiter?

Gebundene Ausgabe: 29,90 €
148 Seiten mit 59 farbigen Illustrationen

Taschenbuch: 14,99 €
148 Seiten mit 59 schwarz-weiß Illustrationen

 
 
   

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