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Vor langer Zeit lebte in Goslar ein Scharfrichter mit Namen Kraft. Dem war die Macht gegeben, Menschen wie auch Geister an Ort und Stelle fest zu bannen. Auf sein Wort standen sie unbeweglich wie Denkmäler und nur sein Befehl konnte ihre Erstarrung wieder lösen.

Einmal, an einem Sonnabend, ertappte er eine Frau aufs Neue, die sich schon öfters an seinen Garten-früchten vergriffen hatte. Die war gerade dabei, sich mit einem schwer beladenen Tragekorb  über die Gartenmauer davon zu machen. Da rief Richter Kraft: „Sitze da bis morgen Abend, um diese Zeit, damit alle vorbeikommenden Kirchgänger dich sehen können!“ Wie angewurzelt hockte das Weib den ganzen folgenden Sonntag auf der Mauer und wurde von allen frommen Kirchengängern angeglotzt und verspottet. Erst am Abend löste der Scharfrichter den Bann und die Frau wurde Zeit ihres Lebens nicht mehr beim Diebstahl ertappt.

Grafik von Lisa BergScharfrichter Kraft selbst nahm es mit Recht und Gesetz für sich nicht so genau. Gern erlegte er in fremdem Jagdgrund ein Stück Wild und sah es nicht als Rechtsbruch an. Er vertrat die Auffassung, dass ein kapitaler Hirsch oder Rehbock, die in seinem Garten angerichteten Wildschäden, am besten mit eigenem Fleisch und Fell bezahlen können. Mal wieder hatte Kraft einen Rehbock erlegt und wollte ihn soeben ausweiden, als er in geringer Entfernung den Förster erblickte, der die Flinte auf ihn gerichtet hatte. „Wartet mit dem Schießen, bis ich fertig bin!“ – rief der Richter und der Förster stand wie versteinert mit der Flinte im Anschlag da und konnte keinen Finger rühren.

Kraft weidete in Seelenruhe den Bock aus und machte sich gemächlich auf den Heimweg. Daheim angekommen sagte er einem Waldarbeiter, der des Weges kam, er möge in den Wald gehen und dem Förster ausrichten, dass dieser nicht länger auf ihn warten brauche, denn er sei bereits zu Hause. Als der Waldarbeiter an die ihm beschriebene Stelle im Wald kam, stand der Förster noch immer stocksteif da. Erst nachdem ihm die Botschaft übermittelt war, wurde er wieder beweglich. Fluchend ging der Förster seiner Wege und nie wieder störte er Richter Kraft bei dessen Wiedergutmachung, der ihm entstandenen Wildschäden.

Ein anderes Mal war Richter Kraft im Harz unterwegs. Es war schon zu spät geworden, um es noch bis Goslar zu schaffen, so kehrte er in ein abgelegenes Wirtshaus ein. Auf seine Bitte um ein Nachtlager wurde er vom Wirt barsch abgewiesen, da angeblich kein Schlafplatz mehr frei war. Der Richter versuchte den Wirt aber zu überzeugen, ihm doch behilflich zu sein, was zu einem lauten Wortgefecht führte. Da öffnete ein Gast seine Tür und lud den Richter ein bei ihm im Zimmer die Nacht zu verbringen. Dies Angebot nahm der Richter gern an, obwohl der Wirt lautstark widersprach.

Der Gast, der mit dem Richter sein Bett teilen wollte war ein reisender Kaufmann, der viel Geld mit sich führte und sich nicht in Sicherheit wähnte. Durch den Zimmergenossen hoffte er auf mehr Sicherheit und notfalls auf einen Beschützer. So groß war die Furcht, dass der Kaufmann bisher weder Speis noch Trank angerührt hatte. Dafür aber ließ es sich Richter Kraft munden. Die Vorahnung des Kaufmanns aber sollte sich bestätigen. Kaum war es Mitternacht geworden, als sechs vermummte Kerle mit gezückten Messern ins Zimmer geschlichen kamen. Sie hatten nur ein Ziel – die beiden Schlafenden zu berauben und zu ermorden.

Aber Richter Kraft war wachsam und rief: „Rührt euch nicht bis ich es euch anders befehle!“ – und alle Sechse standen, wie aus Stein gemeißelt. „Jetzt werde ich mir erst mal eure vermummten Gesichter ansehen!“ sagte Kraft und nahm den Räubern die Masken ab. „Später werden wir dann sicher noch mit einander zu tun haben!“ – schob der Richter nach und siehe da, alle Sechs waren bekannte und gesuchte Bösewichte. Als Anführer konnte gleich noch mit der Wirt des Gasthauses ausgemacht werden. In aller Ruhe ließ der Richter ausreichend Gendarmen rufen, um die Räuber zu fesseln. Erst dann erließ er den Befehl zum Rühren und alle Halunken konnten abgeführt werden. Später verurteilte er sie sechs Räuber sowie ihren Anführer, den Wirt, und alle wurden aufgeknüpft und Futter für die Raben.  


gezeichnet von Lisa Berg

 
Sagen, Mythen und Legenden aus dem Harz, Bd. 4
Bernd Sternal (Autor), Lisa Berg (Autor + Zeichnungen)
Sagen, Mythen und Legenden - Band 4Unser vierter Band schließt nahtlos an die Sagen, Mythen und Legenden der drei vorherigen Bände an. Es ist schon erstaunlich, wie viele dieser literarischen Relikte die Zeit überdauert haben. Das zeugt davon, wie wichtig es den Menschen in alter Zeit war, diese „Geschichten“ für ihre Nachwelt zu erhalten. Heute, in unserem Informationszeitalter, ist es eher unüblich noch Geschichten zu erzählen oder vorzulesen. Daher sind viele der alten Überlieferungen auch weitgehend in Vergessenheit geraten. In diesem und den noch folgenden Bänden werden wir sie wieder zum Leben erwecken – natürlich wie gewohnt, mit wunderschönen Zeichnungen von Lisa Berg. Übrigens, zahlreiche dieser Harzer Sagen, Mythen und Legenden waren auch Inspiration für einige bekannte Volksmärchenautoren wie die Brüder Grimm, Ludwig Bechstein, Ernst Moritz Arndt und Hans Christian Andersen.
Gebundene Ausgabe: 29,99 €
144 Seiten mit 56 farbigen Illustrationen

Taschenbuch: 14,99 €
144 Seiten mit 56 schwarz-weiß Illustrationen

 
 
   

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