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Titel

Einstmals wohnte in der Nähe von Halberstadt auf einer Burg der wilde Ritter Hug. Er war schon früh Witwer geworden und hatte nur noch eine Tochter mit Namen Berta. Mit ihr zusammen wuchs auf der Ritterburg ein Knabe mit Namen Teutbold auf. Ritter Hug hatte ihn aufgenommen, als sein Vater vom Kaiser aus dem Land vertrieben wurde. Eines Tages merkte der Ritter, dass seine Berta und der Jüngling sich liebgewonnen hatten. Er hatte aber für seine Tochter den Sohn des benachbarten Ritter von Assen als Gemahl ausgewählt. Dieser Junker Eberhard war zwar ein roher Grobian, aber aus edlem Geschlecht und sehr reich. Berta wollte aber von Eberhard nichts wissen, sie liebte nur ihren Pflegebruder Teutbold. Also berieten die Beiden, was zu tun wäre, damit Berta den verhassten Junker nicht zu heiraten brauchte.

Da sprach Teutbold eines Tages: „Höre, Geliebte, ich will weit weg ins Heilige Land ziehen, wie es so viele Ritter derzeit tun und will dort für das Grab des Heilands kämpfen. Wenn ich dann zurückkehre und Ehre und Reichtum gewonnen habe, so will ich deinen Vater bitten, dass er dich mir zur Gemahlin gibt. Bleibe mit nur treu und weigere dich standhaft, Eberhard zu heiraten.“. Weinend umarmte ihn da die liebliche Jungfrau und versprach im treu zu bleiben.

Teutbold bereitete sich und seine Knappen auf die lange Reise vor. Als alles bereit war, trat er eines Tages gerüstet in das Gemach von Ritter Hug. Der hatte gerade Besuch vom Ritter von Assen und dessen Sohn. Hug hatte ihnen soeben versprochen, dass Eberhard seine Berta zur Gemahlin bekommen sollte. Als Teutbold eintrat und von seinen Plänen berichtete, in die Ferne zu ziehen, um Ehre und Reichtum zu erwerben, lachten die Drei ihn höhnisch aus. Besonders Eberhard verhöhnte ihn unbotmäßig, aber da flog ihm auch schon Teutbolds Handschuh ins Gesicht. „Bube“ schrie ihn Teutbold an, „diese Schandrede sollst du mir büßen. Wenn ich zurückkehre, bin ich ein Ritter wie du – dann fordere ich dich vor meine Klinge und dann hüte dich.“.

Wutentbrannt wollte er davoneilen, als Berta eintrat. Er legte seinen Arm um sie und rief: „Seht her, sie ist meine Braut, wir lieben uns von ganzem Herzen und keiner kann uns trennen!“ Und zu Ritter Hug gewendet sprach er: „Wenn ich wieder komme, fordere ich sie von dir als mein Weib!“. Dann eilte er davon.

Teutbold zog ins Heilige Land, bestand dort viele siegreiche Kämpfe und kehrte nach einigen Jahren in die Heimat zurück. Auch sein Vorhaben, zu Ehre und Reichtum zu kommen hatte er erreicht und als er aus der Ferne die vertrauten Harzberge erblickte, klopfte ihm das Herz bis zum Hals. Nun würde er bald erfahren ob seine geliebte Berta ihm treu geblieben war.

Er kehrte noch auf der Burg eines befreundeten Ritters ein. Dort erkundigte er sich nach seiner Berta und erfuhr, dass sie am kommenden Tag vermählt werden sollte. Lange hatte sich seine Geliebte standhaft gegen den Willen ihres Vaters behauptet. Dann aber hatte der sie gezwungen Eberhard zu heiraten. Schon heute zogen viele Gäste zur Burg von Ritter Hug, um die morgige Hochzeit in aller Pracht mitzuerleben.

Sofort legte Teutbold sein festlichstes Rüstzeug an und ritt los zur Burg seines Pflegevaters. Als er dort angekommen, in glänzender Rüstung mit geschlossenem Visier den Festsaal betrat, schauten alle verwundert zu dem imposanten Ritter auf. Ritter Hug begrüßte den fremden Gast und fragte nach seinem Namen. Der aber sagte: „Erlasst es mir jetzt, meinen Namen zu nennen und erlaubt mir nur, wie jedem ritterlichen Gast, eine Stunde auf eurer Burg verweilen zu dürfen!“ das gestattete ihm der Burgherr.

Da trat Berta am Arm ihres Bräutigams in den Saal und sie sah gar nicht wie eine fröhliche Braut aus. Traurig, blass und mit eingefallenen Wangen blickte sie in die Versammlung. Plötzlich zuckte sie zusammen, denn der fremde Ritter trug eine gestrickte Binde, die sie ihrem Geliebten zum Abschied geschenkt hatte. Dieser Fremde konnte nur ihr geliebter Teutbold sein! Sie begann zu zittern und konnte sich kaum noch aufrecht halten.

Besorgt fragte Eberhart, was ihr denn fehle. Da trat Teutbold heran und sprach: „Was eurer Braut fehlt, das kann ich euch sagen! Der rechte Bräutigam fehlt ihr, denn das seid Ihr nicht! Mit Euch tritt sie nur unter Zwang vor den Altar.“. Zornbebend antwortete Eberhart: „Wie könnt ihr es wagen, so etwas zu sagen! Soll der etwa der rechte Bräutigam sein, den die Heiden längst getötet haben?“ Da schlug Teutbold sein Visier zurück und schrie dem Verschreckten zu: “Sie hier, ich bin es! Und nun erinnere dich, dass ich dir zum Abschied den Fehdehandschuh ins Gesicht geworfen habe. Willst du diese Schande auf dir sitzen lassen? Wenn nicht, dann bestimme Ort und Stunde für einen ehrlichen Zweikampf!“ mit diesen Worten verließ er den Saal.

Grafik von Lisa BergBerta aber lies ihren Bräutigam stehen und eilte Teutbold nach. Als sie ihn eingeholt hatte, erzählte sie ihm mit bebender Stimme, dass sie ihm treu geblieben sei und dass sie ihren Vater bitten werde sie frei zu geben. Voller Freude hörte Teutbold diese Worte der Liebe und Treue und schied glücklich von der Geliebten.

Teutbold verließ die Burg und ritt nach Halberstadt. Sein Weg führte ihn an der Liebfrauenkirche vorbei. Als er im hellen Schein des Mondes das Muttergottesbild über dem Eingang erblickte, stieg er ab und kniete zu einem andächtigen Gebet nieder. Plötzlich hörte er verdächtige Geräusche hinter sich und als er sich umblickte, blitzte ein Schwert im Mondschein und durchbohrte seine Brust. Mit einem Aufschrei sank er nieder und erkannte seinen Mörder – es war der verruchte Eberhard von Assen. Mit brechender Stimme rief er ihm noch zu: „Du elender Feigling, nennst du das einen ehrlichen Zweikampf? Aber wisse, Berta wird nie dein Weib!“ Drohend reckte er ein letztes Mal seine Faust empor, dann sank er um und war tot.

Über sich selbst entsetzt, eilte Eberhard zurück zur Burg von Hug. Als er den Saal betrat nahm er sich zusammen, niemand sollte ihm etwas anmerken. Aber alle wichen erschreckt und entsetzt vor ihm zurück, denn seine Hände, sein Schwert und sein Gewand waren mit Blut bedeckt.

Als dies Berta sah, schrie sie Eberhard mit bebender Stimme an: „Verruchter Mörder, du hast mir den Geliebten erschlagen! Fort, mir aus den Augen!“ Dann sank sie tot zu Boden, der furchtbare Schreck hatte ihr das Herz gebrochen.

Entsetzt blickte Eberhard auf ihren Leichnam. Dann fing er an zu toben, die schrecklichen Ereignisse hatten ihm den Verstand genommen. Er hatte Berta ja auch geliebt und wilde Eifersucht hatte ihn zu dieser Mordtat getrieben. Er stürzte aus dem Saal, schwang sich auf sein Ross und ritt nach Halberstadt zur Liebefrauenkirche. Neben Teutbolds Leiche zog er sein Schwert und stürzte sich hinein.

Am nächsten Morgen fanden die Chorherren, auf ihrem Weg zur Messe, die beiden Toten. Schnell sprach sich der Hergang dieser grausigen Tat herum. Ein Mönch zog dem entseelten Mörder das Schwert aus der Brust und man hängte es an dem Tatort an der Kirchenmauer auf. An einer eisernen Kette schwang es dort im Winde, zur Erinnerung und Mahnung. Keine Pflanze wuchs an dieser Stelle auf dem Erdboden und am Jahrestag der Mordtat fällt vom Schwert ein blutiger tropfen herab auf die wüste Stelle. Und wenn das Schwert keiner abgenommen hat, so schwingt es dort noch heute im Wind.


gezeichnet von Lisa Berg

 
Sagen, Mythen und Legenden aus dem Harz, Bd. 3
Bernd Sternal (Autor), Lisa Berg (Autor + Zeichnungen)
Sagen, Mythen und Legenden - Band 3Unser dritter Band „Sagen, Mythen und Legenden“ unternimmt, wie seine Vorgänger, eine literarische Reise quer durch die Harzregion. Auch diesmal wird wieder von den Menschen der Region, von geschichtlichen Ereignissen, von der vielschichtigen Landschaft und von unerklärlichen Ereignissen und Begegnungen erzählt. Wir möchten bei der Lektüre Ihre Phantasie noch mehr anregen, denn die ist bei Sagen ein unentbehrliches Instrument. Daher hat die Illustratorin, nach Möglichkeit, die jeweiligen Handlungsorte, seien es Gebäude, Felsformationen o.a. in den Illustrationen noch intensiver bildlich dargestellt. Lassen Sie sich erneut entführen in eine alte, längst vergangene Zeit und freuen Sie sich schon auf den nächsten Band.
Gebundene Ausgabe: 29,90 €
148 Seiten mit 47 farbigen Illustrationen

Taschenbuch: 14,99 €
148 Seiten mit 47 schwarz-weiß Illustrationen

 
 
   

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