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Bis vor nicht allzu langer Zeit waren es zwei, jetzt ist nur noch eine Laterne an den Türmen des Halberstädter Domes. Die andere Laterne musste einer Uhr an dem zweiten Turm weichen. Licht haben sie schon lange nicht mehr geführt, wie im sogenannten Fortschritt der Zeit so manche Sitte, die auf ein Geschehnis sagenhafter Natur zurückschweift, doch allmählich aufgehoben worden ist. In sehr alte Zeiten aber muss der Ursprung der Laternen zurückzuführen sein, da eine Baurechnung aus dem Jahre 1553 aussagt, dass „die beiden Leuchttürme mit roter Farbe bestrichen und neu verglast worden sind“.

Der Herbstwind strich über die erstorbenen Fluren und warf dicke Regentropfen an die sechseckigen Fensterscheiben, hinter denen der Domherr von Halberstadt in der Gerichtsstube des domcapitularischen Amtes Zilly, länger als sonst, von einer unerquicklichen Arbeit festgehalten wurde. Mit Bangen gedachte er der Heimkehr durch unwegsames Land bei Nässe und Finsternis. Und seine schlimme Ahnung sollte sich bestätigen.

In scharfem Trabe hatte er mit einem guten Pferd Ströbeck erreicht, als die undurchdringliche Nacht – mit peitschendem Regen – völlig Herr über jedes noch so schüchterne Lebenszeichen und Wegemal weit und breit geworden war. Mit Mühe und Not kämpfte sich das unruhig werdende Tier weiter gegen immer heftigeren Sturm.

Grafik von Lisa BergDer Domherr hielt den Hut gesenkt gegen das Unwetter und krampfte mit starren Fingern den Mantel zusammen, den der Sturm zu fassen drohte. So waren Ross und Reiter allmählich vom Wege abgekommen und vermochten nach viel tappendem Suchen nicht wieder die rechte Spur zu finden. Ströbeck hatten sie weit hinter sich gelassen und nirgends verrieten weder Laut noch Licht eine menschliche Wohnung.


Der Domherr verhielt das schweißgebadete Tier, das selbst – wie lauschend – den Hals reglos streckte, und erhob den Blick vertrauensvoll in die sternlose, schwarze Nacht zum Lenker aller Dinge. Da war ihm, als schaue er seinem Schöpfer und Herren in die gütigen Vateraugen, die durch Not und Nacht herab leuchteten auf seinen getreuen Sohn. Und in leisem Schweben gleiten die Gottesaugen hinüber an den Himmelsrand, um dort stille zu stehen, gleich zwei Leuchten auf dunklem Pfad. Im selben Augenblick hebt aus der gleichen Richtung das Acht-Uhr-Läuten auf den Türmen des Domes an und ruft dem Verirrten das Ziel seiner Heimkehr zu.

Nun des Regens und Sturmes nicht mehr achtend, trabt er dahin durch die Nacht, immer den wegweisenden, leuchtenden Gottesaugen entgegen, die sachte entschweben und in den Himmel zurückkehren, als der Domherr hineinreitet in die Stadt, den Türmen des Domes entgegen.

In seiner behaglichen, bergenden Stube gedenkt er der wunderbaren Errettung und der vielen weglosen Wanderer der Nacht. Zum äußeren Zeichen seiner Dankbarkeit gegen Gott und zum Wahrzeichen belohnten Vertrauens, ließ er sogleich die beiden Laternen, gleich zwei Halbtürmchen, an den Türmen des Domes anbringen. Bei Antritt der Nacht wurden sie angezündet und zeigten weithin im Lande dem Irrenden und Suchenden den wahren, rechten Weg.


gezeichnet von Lisa Berg

 
Sagen, Mythen und Legenden aus dem Harz, Bd. 1
Bernd Sternal (Autor), Lisa Berg (Autor + Zeichnungen)
Sagen, Mythen und Legenden - Band 1Mythen, Sagen und Legenden prägen den Harz wie kaum etwas anderes, wir begegnen ihnen auf Schritt und Tritt. Sie berichten von geschichtlichen Ereignissen oder einfach nur vom Leben der Menschen. Sie entstanden zu Zeiten, wo Schreiben und Lesen Adel und Kirche vorbehalten waren. Darum wurden sie mündlich überliefert, von Generation zu Generation.

Wir haben sie gesammelt, ihnen ein modernes Kleid geschneidert und sie farbig illustriert. Um sie zu erhalten und weiter zu überliefern, denn leider sind Erzählstunden nicht mehr all zu modern. Vielleicht gefallen ihnen ja unsere Harzer „Geschichten“ aus alter Zeit und sie erzählen sie ihren Kindern und Enkeln weiter?

Gebundene Ausgabe: 29,90 €
148 Seiten mit 59 farbigen Illustrationen

Taschenbuch: 14,99 €
148 Seiten mit 59 schwarz-weiß Illustrationen

 
 
   

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